Wenzel Neumann |
Dirigenten

Wenzel Neumann |

Vaclav Neumann

Geburtsdatum
29.09.1920
Datum des Todes
02.09.1995
Beruf
Dirigent
Land
Tschechien

Wenzel Neumann |

„Eine zerbrechliche Gestalt, ein magerer Kopf, asketische Züge – ein größerer Kontrast zur mächtigen Erscheinung von Franz Konwitschny ist kaum vorstellbar. Ein Kontrast drängt sich jedoch auf, da der in Prag lebende Vaclav Neumann nun die Nachfolge von Konvichny als Leiter des Gewandhausorchesters angetreten hat, schrieb der deutsche Musikwissenschaftler Ernst Krause vor einigen Jahren.

Seit vielen Jahren gibt Vaclav Neumann sein Talent gleichzeitig an zwei Musikkulturen weiter – die tschechoslowakische und die deutsche. Seine fruchtbare und vielseitige Tätigkeit entfaltet sich sowohl im Musiktheater als auch auf der Konzertbühne und erstreckt sich über immer mehr Länder und Städte.

Bis vor kurzem war Neumann wenig bekannt – heute spricht man von ihm als einem der begabtesten und originellsten Dirigenten der Nachkriegsgeneration.

Der Geburtsort des Künstlers ist Prag, „das Konservatorium Europas“, wie es von Musikern seit langem genannt wird. Wie viele Dirigenten ist Neumann Absolvent des Prager Konservatoriums. Seine Lehrer dort waren P. Dedechek und V. Talikh. Er begann mit dem Spielen von Orchesterinstrumenten – Violine, Bratsche. Acht Jahre lang war er Mitglied des berühmten Smetana-Quartetts, in dem er Bratsche spielte, und arbeitete in der Tschechischen Philharmonie. Neumann hat den Traum, Dirigent zu werden, nicht aufgegeben und sein Ziel erreicht.

Die ersten Jahre arbeitete er in Karlsbad und Brünn, 1956 wurde er Dirigent des Prager Städtischen Orchesters; Gleichzeitig trat Neumann erstmals am Regiepult der Berliner Komischen Oper auf. Der illustre Theaterdirektor V. Felsenshtein spürte in dem jungen Dirigenten die ihm eigenen Eigenschaften – den Wunsch nach echter, realistischer Werkübertragung, nach Verschmelzung aller Bestandteile einer musikalischen Darbietung. Und er lud Neumann ein, den Posten des Chefdirigenten des Theaters zu übernehmen.

Neumann blieb mehr als fünf Jahre, von 1956 bis 1960, an der Komish Oper und trat hier anschließend als Tourneedirigent auf. Die Zusammenarbeit mit einem herausragenden Meister und einem der besten Ensembles gab ihm außerordentlich viel. In diesen Jahren entstand ein eigenartiges kreatives Bild des Künstlers. Geschmeidige Bewegungen, als würden sie „mit Musik gehen“, werden mit einem scharfen, klaren Akzent kombiniert (bei dem sein Taktstock auf ein Instrument oder eine Gruppe zu „zielen“ scheint); der Dirigent achtet besonders auf die Abstufung der Klänge und erzielt große Kontraste und helle Höhepunkte; Er führt das Orchester mit sparsamen Bewegungen und nutzt alle Möglichkeiten bis hin zur Mimik, um den Orchestermitgliedern seine Absichten zu vermitteln.

Der nach außen hin wirkungslose, strenge Dirigierstil von Neiman hat eine große spannende und beeindruckende Kraft. Davon konnten sich die Moskauer mehr als einmal überzeugen – sowohl bei den Auftritten des Dirigenten am Spieltisch der Komischen Oper als auch später, als er mit der Prager Philharmonie zu uns kam. Mit diesem Team arbeitet er seit 1963 regelmäßig zusammen. Mit den Kreativteams der DDR bricht Neumann aber nicht – seit 1964 ist er als musikalischer Leiter der Leipziger Oper und des Gewandhausorchesters tätig und leitet dort Aufführungen Dresdner Oper.

Neumanns Talent als symphonischer Dirigent zeigt sich vor allem in der Interpretation der Musik seiner Landsleute – etwa des Gedichtzyklus „Meine Heimat“ von Smetana, der Sinfonien von Dvořák und der Werke von Janáček und Martinou, des Nationalgeistes und der „komplexen Einfachheit“ , die dem Dirigenten nahe stehen, sowie moderne tschechische und deutsche Autoren. Zu seinen Lieblingskomponisten gehören auch Brahms, Schostakowitsch, Strawinsky. Was das Theater betrifft, so muss man unter den besten Werken des Dirigenten „Die Geschichten von Hoffmann“, „Othello“, „Der schlaue Pfifferling“ in der „Comischen Oper“ nennen; „Katya Kabanova“ und „Boris Godunov“ in der Fassung von Schostakowitsch, von ihm in Leipzig inszeniert; L. Janaceks Oper „Aus dem Toten Haus“ – in Dresden.

L. Grigorjew, J. Platek, 1969

Hinterlassen Sie uns einen Kommentar