Otmar Suitner |
Dirigenten

Otmar Suitner |

Ottmar Suitner

Geburtsdatum
15.05.1922
Datum des Todes
08.01.2010
Beruf
Dirigent
Land
Österreich

Otmar Suitner |

Als Sohn eines Tirolers und einer Italienerin, gebürtiger Österreicher, setzt Otmar Süitner die Wiener Dirigententradition fort. Seine musikalische Ausbildung erhielt er zunächst am Konservatorium seiner Heimatstadt Innsbruck als Pianist, dann am Salzburger Mozarteum, wo er neben Klavier auch Dirigieren bei einem so genialen Künstler wie Clemens Kraus studierte. Der Lehrer wurde für ihn zum Vorbild, zum Maßstab, den er dann in der selbständigen Dirigiertätigkeit, die 1942 am Landestheater Innsbruck begann, anstrebte. Dort hatte Suitener Gelegenheit, den Rosenkavalier von Richard Strauss in Anwesenheit des Autors selbst zu lernen. In diesen Jahren trat er jedoch hauptsächlich als Pianist auf und gab Konzerte in zahlreichen Städten in Österreich, Deutschland, Italien und der Schweiz. Doch unmittelbar nach Kriegsende widmete sich der Künstler ganz dem Dirigieren. Der junge Musiker leitet Orchester in Kleinstädten – Remscheid, Ludwigshafen (1957-1960), Tourneen in Wien, sowie in großen Zentren Deutschlands, Italiens, Griechenlands.

All dies ist die Vorgeschichte von Suiteners Dirigentenkarriere. Sein eigentlicher Ruhm begann jedoch 1960, nachdem der Künstler in die Deutsche Demokratische Republik eingeladen wurde. Hier, als er die wunderbaren Musikgruppen leitete, rückte Suitener an die Spitze der europäischen Dirigenten.

Zwischen 1960 und 1964 stand Süitner an der Spitze der Dresdner Oper und des Orchesters der Staatskapelle. In diesen Jahren inszenierte er viele neue Produktionen, dirigierte Dutzende von Konzerten und unternahm mit dem Orchester zwei große Tourneen – zum Prager Frühling (1961) und in die UdSSR (1963). Der Künstler wurde zu einem wahren Liebling des Dresdner Publikums, das mit vielen führenden Köpfen der Dirigierkunst vertraut war.

Seit 1964 leitet Otmar Süitner Deutschlands erstes Theater – die Deutsche Staatsoper in der Hauptstadt der DDR – Berlin. Hier zeigte sich sein strahlendes Talent voll und ganz. Neue Uraufführungen, Schallplattenaufnahmen und gleichzeitig neue Tourneen in die größten Musikzentren Europas bringen Syuitner immer mehr Anerkennung. „Die Deutsche Staatsoper hat in ihm einen maßgebenden und talentierten Leiter gefunden, der den Aufführungen und Konzerten des Theaters neuen Glanz verlieh, seinem Repertoire frischen Wind gab und sein künstlerisches Erscheinungsbild bereicherte“, schrieb einer der deutschen Kritiker.

Mozart, Wagner, Richard Strauss – das ist die Basis des Repertoires des Künstlers. Seine höchsten schöpferischen Leistungen sind mit den Werken dieser Komponisten verbunden. Auf den Dresdner und Berliner Bühnen inszenierte er Don Giovanni, Die Zauberflöte, Der fliegende Holländer, Tristan und Isolde, Lohengrin, Der Rosenkavalier, Elektra, Arabella, Capriccio. Seit 1964 wurde Suitener regelmäßig die Ehre zuteil, bei den Bayreuther Festspielen mitzuwirken, wo er Tannhäuser, Der fliegende Holländer und Der Ring des Nibelungen dirigierte. Fügt man hinzu, dass in den letzten Jahren Fidelio und The Magic Shooter, Tosca und The Bartered Bride sowie diverse symphonische Werke in seinem Repertoire erschienen sind, dann wird die Breite und Richtung des Schaffens des Künstlers deutlich. Als unbestrittenen Erfolg des Dirigenten würdigten Kritiker auch seine erste Berufung auf ein modernes Werk: Er inszenierte kürzlich die Oper „Puntila“ von P. Dessau auf der Bühne der Deutschen Staatsoper. Suitener besitzt auch mehrere Schallplattenaufnahmen von Opernwerken mit Beteiligung herausragender europäischer Sänger – „Die Entführung aus dem Serail“, „Die Hochzeit des Figaro“, „Der Barbier von Sevilla“, „Die verkaufte Braut“, „Salome“.

„Suitner ist noch zu jung, um seine Entwicklung einigermaßen abgeschlossen zu sehen“, schrieb der deutsche Kritiker E. Krause 1967. „Aber schon heute ist klar, dass es sich hier um einen bewusst modernen Künstler handelt, der mit all seinem Schaffen unsere Zeit sieht und verkörpert Sein. In diesem Fall braucht man ihn nicht mit Dirigenten anderer Generationen zu vergleichen, wenn es um die Weitergabe der Musik der Vergangenheit geht. Hier entdeckt er ein buchstäblich analytisches Ohr, Formgefühl, intensive Dynamik der Dramaturgie. Pose und Pathos sind ihm völlig fremd. Die Klarheit der Form wird von ihm plastisch hervorgehoben, die Linien der Partitur mit einer schier endlosen Skala dynamischer Abstufungen gezeichnet. Ein gefühlvoller Klang ist die wesentliche Grundlage einer solchen Interpretation, die dem Orchester durch kurze, prägnante, aber ausdrucksstarke Gesten vermittelt wird. Suitener dirigiert, führt, dirigiert, aber wahrhaftig ist er nie ein Despot am Dirigentenpult. Und der Sound lebt weiter…

L. Grigorjew, J. Platek, 1969

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