Georges Cziffra |
Pianisten

Georges Cziffra |

Georges Cziffra

Geburtsdatum
05.11.1921
Datum des Todes
17.01.1994
Beruf
Pianist
Land
Ungarn

Georges Cziffra |

Musikkritiker nannten diesen Künstler früher einen „Präzisionsfanatiker“, „Pedalvirtuosen“, „Klavierakrobaten“ und dergleichen. Mit einem Wort, er muss oft jene Vorwürfe des schlechten Geschmacks und des sinnlosen „Virtuosität um der Virtuosität willen“ lesen oder hören, die einst vielen hoch angesehenen Kollegen großzügig auf die Köpfe geprasselt sind. Wer die Legitimität einer solchen einseitigen Einschätzung bestreitet, vergleicht Tsiffra meist mit Vladimir Horowitz, dem diese Sünden fast sein ganzes Leben lang ebenfalls vorgeworfen wurden. „Warum wird das, was zuvor vergeben wurde und jetzt Horowitz vollständig vergeben wurde, Ziffre zugeschrieben?“ rief einer von ihnen empört.

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Natürlich ist Ziffra nicht Horowitz, er ist seinem älteren Kollegen sowohl hinsichtlich der Talentskala als auch des titanischen Temperaments unterlegen. Dennoch ist er heute am musikalischen Horizont erheblich gewachsen, und es ist offenbar kein Zufall, dass sein Spiel nicht immer nur einen kalten äußeren Glanz widerspiegelt.

Ciffra ist wahrlich ein Fanatiker der Klavier-„Pyrotechnik“, der alle möglichen Ausdrucksmittel tadellos beherrscht. Aber wer kann jetzt, in der zweiten Hälfte unseres Jahrhunderts, ernsthaft überrascht und von diesen Qualitäten für lange Zeit gefesselt sein?! Und er ist im Gegensatz zu vielen anderen in der Lage, das Publikum zu überraschen und zu fesseln. Schon allein dadurch, dass in seiner ganz, ganz phänomenalen Virtuosität der Charme der Perfektion, die Anziehungskraft des vernichtenden Drucks steckt. „In seinem Klavier schlagen anscheinend nicht Hämmer, sondern Steine ​​auf die Saiten“, bemerkte der Kritiker K. Schumann und fügte hinzu. „Die betörenden Klänge von Zimbeln sind zu hören, als ob sich dort unter der Decke eine wilde Zigeunerkapelle verbirgt.“

Die Tugenden von Ciffra manifestieren sich am deutlichsten in seiner Interpretation von Liszt. Das ist aber auch selbstverständlich – aufgewachsen und erzogen wurde er in Ungarn, in der Atmosphäre des Liszt-Kultes, unter der Schirmherrschaft von E. Donany, der ab seinem 8. Lebensjahr bei ihm studierte. Bereits im Alter von 16 Jahren Tsiffra gab seine ersten Sala-Konzerte, aber richtig berühmt wurde er 1956 nach Auftritten in Wien und Paris. Seitdem lebt er in Frankreich, aus György wurde er Georges, der Einfluss der französischen Kunst beeinflusst sein Spiel, aber die Musik von Liszt liegt ihm, wie man so schön sagt, im Blut. Diese Musik ist stürmisch, emotional intensiv, manchmal nervös, erdrückend schnell und fliegend. So erscheint es in seiner Interpretation. Deshalb sind Ziffras Errungenschaften besser – romantische Polonaisen, Etüden, ungarische Rhapsodien, Mephisto-Walzer, Operntranskriptionen.

Weniger erfolgreich ist der Künstler mit großen Leinwänden von Beethoven, Schumann, Chopin. Zwar zeichnet sich sein Spiel auch hier durch ein beneidenswertes Selbstvertrauen aus, aber auch rhythmische Unregelmäßigkeiten, unerwartete und nicht immer berechtigte Improvisationen, oft eine Formalität, Distanziertheit und sogar Nachlässigkeit. Aber es gibt noch andere Bereiche, in denen Ciffra den Zuhörern Freude bereitet. Dies sind Mozart- und Beethoven-Miniaturen, die von ihm mit beneidenswerter Anmut und Subtilität aufgeführt werden; das ist Alte Musik – Lully, Rameau, Scarlatti, Philipp Emanuel Bach, Hummel; schließlich sind es Werke, die der Liszt-Tradition der Klaviermusik nahe stehen – wie Balakirevs „Islamey“, von ihm zweimal im Original und in seiner eigenen Transkription auf einer Platte eingespielt.

Bezeichnenderweise ist Tsiffra in dem Bemühen, ein organisches Spektrum an Werken für ihn zu finden, weit von Passivität entfernt. Er besitzt Dutzende von Bearbeitungen, Transkriptionen und Paraphrasen im „guten alten Stil“. Es gibt Opernfragmente von Rossini und die Polka „Trick Truck“ von I. Strauss und „Hummelflug“ von Rimsky-Korsakov und die Fünfte Ungarische Rhapsodie von Brahms und „Säbeltanz“ von Khachaturian und vieles mehr . In der gleichen Reihe stehen Ciffras eigene Stücke – „Rumänische Fantasie“ und „Erinnerungen an Johann Strauss“. Und natürlich besitzt Ciffra, wie jeder große Künstler, viel im goldenen Fundus an Werken für Klavier und Orchester – er spielt beliebte Konzerte von Chopin, Grieg, Rachmaninow, Liszt, Grieg, Tschaikowsky, Francks Sinfonische Variationen und Gershwins Rhapsodie Blau…

„Wer Tsiffra nur einmal gehört hat, bleibt ratlos; wer ihm aber öfter zugehört hat, dem wird kaum entgehen, dass sein Spiel – ebenso wie seine höchst eigenwillige Musikalität – zu den außergewöhnlichsten Phänomenen gehört, die man heute überhaupt hören kann. Diesen Worten des Kritikers P. Kosei werden sich wohl viele Musikliebhaber anschließen. Denn an Bewunderern mangelt es dem Künstler nicht (allerdings ist ihm der Ruhm nicht allzu wichtig), allerdings vor allem in Frankreich. Außerhalb davon ist Tsiffra wenig bekannt und hauptsächlich aus Schallplatten: Er hat bereits mehr als 40 Schallplatten auf seinem Konto. Er tourt relativ selten, in die USA ist er trotz wiederholter Einladungen nie gereist.

Er widmet der Pädagogik viel Energie, und junge Menschen aus vielen Ländern kommen, um bei ihm zu studieren. Vor einigen Jahren eröffnete er seine eigene Schule in Versailles, wo berühmte Lehrer junge Instrumentalisten verschiedener Berufe unterrichten und einmal im Jahr ein Klavierwettbewerb veranstaltet wird, der seinen Namen trägt. Kürzlich kaufte der Musiker ein altes, baufälliges Gebäude einer gotischen Kirche 180 Kilometer von Paris entfernt in der Stadt Senlis und investierte sein ganzes Geld in die Restaurierung. Er möchte hier ein musikalisches Zentrum schaffen – das F. Liszt Auditorium, wo Konzerte, Ausstellungen, Kurse stattfinden und eine ständige Musikschule arbeiten würde. Der Künstler pflegt enge Beziehungen zu Ungarn, tritt regelmäßig in Budapest auf und arbeitet mit jungen ungarischen Pianisten zusammen.

L. Grigorjew, J. Platek, 1990

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