Witold Rowicki |
Dirigenten

Witold Rowicki |

Wittold Rowicki

Geburtsdatum
26.02.1914
Datum des Todes
01.10.1989
Beruf
Dirigent
Land
Polen

Witold Rowicki |

Witold Rowicki |

„Der Mann hinter der Konsole ist ein echter Zauberer. Mit weichen, freien Taktstockbewegungen, Festigkeit und Energie steuert er seine Musiker. Gleichzeitig fällt auf, dass sie nicht unter Zwang stehen, sie spielen nicht unter der Peitsche. Sie stimmen ihm und seinen Forderungen zu. Freiwillig und mit zitternder Freude am Musizieren geben sie ihm, was sein Herz und sein Hirn verlangen und von ihnen verlangen, durch ihre Hände und einen Dirigentenstab, mit den Bewegungen nur eines Fingers, mit ihrem Blick, mit ihrem Atem. Alle diese Sätze sind von geschmeidiger Eleganz, ob er ein melancholisches Adagio dirigiert, einen überspielten Walzerschlag oder schließlich einen klaren, einfachen Rhythmus zeigt. Seine Kunst extrahiert magische Klänge, die zartesten oder kraftvollsten. Die Person hinter der Konsole spielt Musik mit extremer Intensität. So schrieb der deutsche Kritiker HO Shpingel nach der Tournee von W. Rovitsky mit der Warschauer Nationalphilharmonie in Hamburg, der Stadt, die die weltbesten Dirigenten gesehen hat. Shpingel schloss seine Bilanz mit den Worten: „Ich freue mich über einen Musiker von höchstem Rang, über einen Dirigenten, den ich selten gehört habe.“

Ähnlich äußerten sich viele andere Kritiker aus Polen und der Schweiz, Österreich, der DDR, Rumänien, Italien, Kanada, den USA und der UdSSR – alles Länder, in denen Rovitsky mit dem von ihm geleiteten Orchester der Warschauer Nationalphilharmonie auftrat. Das hohe Ansehen des Dirigenten wird durch die Tatsache bestätigt, dass er seit mehr als fünfzehn Jahren – seit 1950 – fast ständig das von ihm selbst geschaffene Orchester leitet, das heute zum besten Symphonieensemble Polens geworden ist. (Die Ausnahme bilden die Jahre 1956-1958, als Rovitsky das Radio- und Philharmonieorchester in Krakau leitete.) Überraschend vielleicht nur, dass der talentierte Dirigent schon sehr früh zu so ernsthaften Erfolgen kam.

Der polnische Musiker wurde in der russischen Stadt Taganrog geboren, wo seine Eltern vor dem Ersten Weltkrieg lebten. Er erhielt seine Ausbildung am Krakauer Konservatorium, wo er sein Studium in Violine und Komposition abschloss (1938). Schon während des Studiums debütierte Rovitsky als Dirigent, arbeitete aber in den ersten Jahren nach dem Abschluss des Konservatoriums als Geiger in Orchestern, trat als Solist auf und unterrichtete auch eine Geigenklasse an seiner „Alma Mater“. Parallel dazu verbessert sich Rovitsky im Dirigieren mit Rud. Hindemith und Kompositionen von J. Jachymetsky. Nach der Befreiung des Landes beteiligte er sich zufällig an der Gründung des Polnischen Radio-Symphonieorchesters in Katowice, mit dem er erstmals im März 1945 auftrat und dessen künstlerischer Leiter war. In diesen Jahren arbeitete er eng mit dem großen polnischen Dirigenten G. Fitelberg zusammen.

Das herausragende künstlerische und organisatorische Talent, das er zeigte, brachte Rovitsky bald einen neuen Vorschlag – die Wiederbelebung des Philharmonischen Orchesters in Warschau. Nach einiger Zeit nahm das neue Team einen prominenten Platz im künstlerischen Leben Polens und später, nach zahlreichen Tourneen, in ganz Europa ein. Das National Philharmonic Orchestra ist ein unverzichtbarer Teilnehmer an vielen Musikfestivals, einschließlich des traditionellen Festivals Warschauer Herbst. Diese Gruppe gilt zu Recht als einer der besten Interpreten moderner Musik, Werke von Penderecki, Serocki, Byrd, Lutoslavsky und anderen. Dies ist das unbestrittene Verdienst seines Leiters – moderne Musik nimmt etwa fünfzig Prozent der Programme des Orchesters ein. Gleichzeitig führt Rovitsky auch gerne die Klassiker auf: Haydn und Brahms sind nach eigenen Angaben des Dirigenten seine Lieblingskomponisten. In seine Programme nimmt er ständig klassische polnische und russische Musik sowie Werke von Schostakowitsch, Prokofjew und anderen sowjetischen Komponisten auf. Zu Rovitskys zahlreichen Aufnahmen gehören Klavierkonzerte von Prokofjew (Nr. 5) und Schumann mit Svyatoslav Richteram. V. Rovitsky trat wiederholt in der UdSSR sowohl mit sowjetischen Orchestern als auch an der Spitze des Orchesters der Warschauer Nationalphilharmonie auf.

L. Grigorjew, J. Platek, 1969

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