Klavierspiel: eine kurze Geschichte des Themas
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Klavierspiel: eine kurze Geschichte des Themas

Klavierspiel: eine kurze Geschichte des ThemasDie Geschichte der professionellen Musikaufführung begann damals, als das erste in Noten niedergeschriebene Musikstück erschien. Die Aufführung ist das Ergebnis der wechselseitigen Tätigkeit des Komponisten, der seine Gedanken durch Musik zum Ausdruck bringt, und des Interpreten, der das Werk des Autors zum Leben erweckt.

Der Prozess der Musikaufführung ist voller Geheimnisse und Mysterien. In jeder musikalischen Interpretation sind zwei Tendenzen befreundet und konkurrieren: der Wunsch nach reinem Ausdruck der Idee des Komponisten und der Wunsch nach völliger Selbstdarstellung des Virtuosen. Der Sieg einer Tendenz führt unaufhaltsam zur Niederlage beider – was für ein Paradoxon!

Begeben wir uns auf eine faszinierende Reise in die Geschichte des Klaviers und des Klavierspiels und versuchen wir herauszufinden, wie Autor und Interpret im Laufe der Epochen und Jahrhunderte miteinander interagierten.

XVII-XVIII Jahrhundert: Barock und Frühklassizismus

Zu Zeiten von Bach, Scarlatti, Couperin und Händel war die Beziehung zwischen Interpret und Komponist fast eine Co-Autorenschaft. Der Darsteller hatte unbegrenzte Freiheit. Der Notentext konnte durch allerlei Melismen, Fermaten und Variationen ergänzt werden. Das zweimanualige Cembalo wurde gnadenlos eingesetzt. Die Tonhöhe der Basslinien und Melodie wurde nach Wunsch verändert. Es war eine Norm, diesen oder jenen Teil um eine Oktave anzuheben oder abzusenken.

Komponisten, die sich auf die Virtuosität des Interpreten verließen, machten sich nicht einmal die Mühe zu komponieren. Nachdem sie sich für einen Digitalbass entschieden hatten, vertrauten sie die Komposition dem Willen des Interpreten an. Die Tradition des freien Präludiums lebt noch in den virtuosen Kadenzen klassischer Konzerte für Soloinstrumente weiter. Eine solch freie Beziehung zwischen Komponist und Interpret lässt das Geheimnis der Barockmusik bis heute ungelöst.

Ende des 18. Jahrhunderts

Ein Durchbruch im Klavierspiel war das Erscheinen des Flügels. Mit dem Aufkommen des „Königs aller Instrumente“ begann die Ära des virtuosen Stils.

L. Beethoven brachte die ganze Kraft und Kraft seines Genies auf das Instrument. Die 32 Sonaten des Komponisten sind eine wahre Weiterentwicklung des Klaviers. Wenn Mozart und Haydn noch Orchesterinstrumente und Opernkoloraturen im Klavier hörten, dann hörte Beethoven das Klavier. Es war Beethoven, der wollte, dass sein Klavier so klang, wie Beethoven es wollte. In den Notizen tauchten Nuancen und dynamische Schattierungen auf, die von der Hand des Autors markiert waren.

In den 1820er Jahren entstand eine Galaxie von Interpreten wie F. Kalkbrenner und D. Steibelt, die beim Klavierspielen vor allem Virtuosität, Schock und Sensationslust schätzten. Ihrer Meinung nach war das Klappern aller möglichen Instrumenteneffekte die Hauptsache. Zur Selbstdarstellung wurden Wettbewerbe von Virtuosen organisiert. F. Liszt nannte solche Künstler treffend „die Bruderschaft der Klavierakrobaten“.

Romantisches 19. Jahrhundert

Im 19. Jahrhundert wich die leere Virtuosität der romantischen Selbstdarstellung. Komponisten und Interpreten zugleich: Schumann, Chopin, Mendelssohn, Liszt, Berlioz, Grieg, Saint-Saëns, Brahms – brachten Musik auf ein neues Niveau. Das Klavier wurde zu einem Mittel, die Seele zu bekennen. Die durch Musik ausgedrückten Gefühle wurden detailliert, akribisch und selbstlos aufgezeichnet. Solche Gefühle erforderten einen sorgfältigen Umgang. Der Notentext ist fast zu einem Schrein geworden.

Allmählich entwickelte sich die Kunst, den Notentext des Autors zu beherrschen und Noten zu bearbeiten. Viele Komponisten betrachteten es als Pflicht und Ehrensache, Werke von Genies vergangener Epochen zu bearbeiten. Dank F. Mendelssohn erfuhr die Welt den Namen JS Bach.

Das 20. Jahrhundert ist ein Jahrhundert großer Errungenschaften

Im 20. Jahrhundert richteten Komponisten den Aufführungsprozess auf eine bedingungslose Verehrung des Notentextes und der Absicht des Komponisten aus. Ravel, Strawinsky, Medtner, Debussy druckten nicht nur detailliert jede Nuance in den Partituren ab, sondern veröffentlichten in Zeitschriften auch drohende Aussagen über skrupellose Interpreten, die die großartigen Noten des Autors verfälschten. Die Darsteller wiederum behaupteten wütend, dass Interpretation nicht zum Klischee werden könne, das sei Kunst!

Die Geschichte des Klavierspiels hat viel erlebt, aber Namen wie S. Richter, K. Igumnov, G. Ginzburg, G. Neuhaus, M. Yudina, L. Oborin, M. Pletnev, D. Matsuev und andere haben sich bewährt ihre Kreativität, dass zwischen Komponist und Interpret keine Rivalität bestehen kann. Beide dienen demselben Zweck – der Musik Ihrer Majestät.

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