Hans Knappertsbusch |
Dirigenten

Hans Knappertsbusch |

Hans Knappertbusch

Geburtsdatum
12.03.1888
Datum des Todes
25.10.1965
Beruf
Dirigent
Land
Deutschland

Hans Knappertsbusch |

Musikliebhaber, Musikerkollegen in Deutschland und anderen Ländern nannten ihn einfach kurz „Kna“. Doch hinter diesem bekannten Beinamen steckte großer Respekt vor dem bemerkenswerten Künstler, einem der letzten Mohikaner der alten deutschen Dirigentenschule. Hans Knappertsbusch war Musiker-Philosoph und romantischer Musiker zugleich – „der letzte Romantiker am Pult“, wie ihn Ernst Krause nannte. Jeder seiner Auftritte wurde zu einem echten musikalischen Ereignis: Er eröffnete den Zuhörern in teilweise altbekannten Kompositionen neue Horizonte.

Als die beeindruckende Gestalt dieses Künstlers auf der Bühne erschien, entstand im Saal eine besondere Spannung, die Orchester und Zuhörer nicht bis zum Schluss verließ. Es schien, dass alles, was er tat, außerordentlich einfach war, manchmal zu einfach. Knappertsbuschs Bewegungen waren ungewöhnlich ruhig, ohne jede Affektiertheit. Oft hörte er in den entscheidenden Momenten ganz auf zu dirigieren, senkte die Hände, als wolle er mit seinen Gesten den musikalischen Gedankenfluss nicht stören. Es entstand der Eindruck, das Orchester spiele für sich allein, aber es war nur scheinbare Unabhängigkeit: Die Stärke des Dirigententalents und sein meisterhaftes Kalkül besaßen die Musiker, die mit der Musik allein gelassen wurden. Und nur in seltenen Momenten der Höhepunkte warf Knappertsbusch plötzlich seine riesigen Arme nach oben und zur Seite – und diese Explosion hinterließ einen großen Eindruck auf das Publikum.

Beethoven, Brahms, Bruckner und Wagner sind die Komponisten, in deren Interpretation Knappertsbusch zu Höchstleistungen gelangte. Gleichzeitig sorgte seine Interpretation der Werke großer Komponisten oft für hitzige Diskussionen und erschien vielen als Abkehr von der Tradition. Aber für den Knappertsbusch gab es keine anderen Gesetze als die Musik selbst. Jedenfalls sind heute seine Einspielungen der Sinfonien von Beethoven, Brahms und Bruckner, Wagners Opern und vieler anderer Werke ein Beispiel für eine moderne Lesart der Klassik geworden.

Seit mehr als einem halben Jahrhundert nimmt Knappertsbusch einen der führenden Plätze im Musikleben Europas ein. In seiner Jugend träumte er davon, Philosoph zu werden, und erst mit zwanzig gab er der Musik endgültig den Vorzug. Seit 1910 wirkte Knappertsbusch an Opernhäusern in verschiedenen deutschen Städten – Elberfeld, Leipzig, Dessau, und wurde 1922 Nachfolger von B. Walter an der Spitze der Münchner Oper. Damals war er bereits bundesweit bekannt, obwohl er der jüngste „Generalmusikdirektor“ in der Geschichte Deutschlands war.

Damals verbreitete sich der Ruhm des Knappertsbuschs in ganz Europa. Und eines der ersten Länder, das seine Kunst begeistert applaudierte, war die Sowjetunion. Dreimal reiste Knappertsbusch in die UdSSR, hinterließ mit seiner Interpretation deutscher Musik einen unauslöschlichen Eindruck und eroberte mit der Aufführung von Tschaikowskys Fünfter Symphonie „endlich die Herzen der Zuhörer“ (wie einer der damaligen Rezensenten schrieb). So reagierte das Magazin Life of Art auf eines seiner Konzerte: „Eine sehr eigenartige, ungewöhnliche, äußerst flexible und subtile Sprache von manchmal kaum wahrnehmbaren, aber ausdrucksstarken Bewegungen von Gesicht, Kopf, ganzem Körper, Fingern. Knappertsbusch brennt während der Aufführung mit tiefen inneren Erlebnissen, die sich in seiner ganzen Gestalt materialisieren, unweigerlich auf das Orchester übergehen und ihn unwiderstehlich anstecken. Bei Knappertsbusch verbindet sich Können mit einem enormen Willensstärke und emotionalem Temperament. Damit gehört er zu den herausragendsten zeitgenössischen Dirigenten.“

Nach der Machtübernahme der Nazis in Deutschland wurde Knappertsbusch von seinem Posten in München entfernt. Die Ehrlichkeit und Kompromisslosigkeit des Künstlers gefiel den Nazis nicht. Er zog nach Wien, wo er bis Kriegsende Aufführungen der Staatsoper dirigierte. Nach dem Krieg trat der Künstler seltener auf als zuvor, aber jede Konzert- oder Opernaufführung unter seiner Leitung brachte einen wahren Triumph. Seit 1951 ist er regelmäßiger Teilnehmer der Bayreuther Festspiele, wo er den Ring des Nibelungen, den Parsifal und die Nürnberger Meistersinger dirigierte. Nach der Restaurierung der Deutschen Staatsoper in Berlin kam Knappertsbusch 1955 in die DDR, um den Ring des Nibelungen zu dirigieren. Und überall begegneten die Musiker und das Publikum der wunderbaren Künstlerin mit Bewunderung und tiefem Respekt.

L. Grigoriev, J. Platek

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